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Kaiserslautern, 20. Dez. 1929

Mein lieber Freund  C a r l!

Gestern und vorgestern las ich in den Zeitungen wiederholt Deinen Namen anlässlich Deiner Weihnachtsspende an den „Pfälzerwald- und den Verschönerungsverein“. Das ist schön von Dir mein Junge! Es erinnert mich gleichzeitig daran, Dir zum bevorstehenden Jahreswechsel die aufrichtigsten Wünsche zu übermitteln, wie wir dies schon seit Jahren gegenseitig gewohnt sind. Beinahe hätte ich es allerdings verbummelt, denn ich liege schon seit acht Tagen ernstlich erkrankt zu Bett. Auf einer Geschäfts­reise ins Rheinland habe ich mir einen Mundhöhlenkatarrh und eine eitrige Zahnwurzelentzündung zugezogen, die äusserst schmerzlich ist. Hoffentlich bin ich bald wieder davon, denn ich muss bei den Abschlussarbeiten des „Einkaufskontores“ da­bei sein und Anfang Januar nach Ber­lin fahren.

Entschuldige diesmal die Kürze und sei Du mit Deinen Lieben von uns allen herzlichst gegrüsst, besonders von Deinem

alten treuen Freunde
A. Fröhlich

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o. D. (1928)

Lieber Freund Reichert!

Zu Deinem Briefe vom 10. August.

In der Zwischenzeit hast Du von mir einen kurzen Brief erhal­ten, worin ich Dir Grüsse von Staatssekretär Dr. von Schubert bestellte.

Deine Mitteilungen waren für mich hochinteressant und gaben mir Kunde davon, in welch großzügiger Weise Du die Firma Al­bert & Cie. ausbaust und womit, davon bin ich überzeugt, wei­tere lukrative Einnahmequellen geschaffen worden sind. Mit solchen Zahlen, mit denen Du operierst, kann man in Deutsch­land heute nicht mehr auftischen, denn das Geld ist bei uns sehr rar und teuer. Infolgedessen muss sich jeder soviel ein­schränken, als er kann, weil die Kapitaldecke zu kurz ist. Zweifellos wird die Erweiterung viel Arbeit bringen, aber Du hast in Deinen Söhnen wohl tüchtigen Nachwuchs, sodass Du es Dir leichter machen kannst, um recht den Besitz Deines Schlosses zu geniessen. Wohl glaube ich Dir, dass Du noch kein Rockefeller oder Morgan bist, aber zwischen Dir und mir besteht doch ein grösserer Unterschied. Es geht mir auch so gut. Geld allein macht nicht glücklich. Wenn man nur soviel hat, wie man zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und Erzie­hung seiner Kinder braucht.

Des alten Hegers Steckenpferd, die Versdichtung, ist mir wohl bekannt. Der Mann ist nicht mehr zu heilen und altert ziem­lich rasch. Es war ihm von jeher lieber, wenn er der Kundschaft ein Gedicht von sich vortragen konnte, als 10 Ballen Kaffee in Auftrag zu nehmen. Er ist tatsächlich ein Idealist, bescheiden und mit wenigem zufrieden.

Die Buchhandlung Crusius hat Deine Preislisten „verschwitzt“. Sie sind in der Zwischenzeit aber abgegangen und wohl in Dei­nem Besitz.

Unser Einkaufskontor entwickelt sich gut, und wir haben in der vorigen Woche in Essen die „Reichsgemeinschaft deutscher Einkaufskontore“ gegründet, wie Du aus beiliegender Zeitungs­notiz ersehen kannst. Das „Einkaufskontor“ bringt mir finan­ziell nicht viel ein, weil ich nur ein kleines Fixum habe, allerdings auch einen kleinen Anteil am Gewinn. Ich habe die Geschäftsführung nur übernommen, weil ich mich verbindlich gemacht habe, vor Ende 1929 kein Konkurrenzgeschäft zu er­richten. Müßig wollte ich nicht herumlaufen. Ich bleibe so in der Branche, habe Fühlung mit allen Lieferanten und wenn wi­der Erwarten das Einkaufskontor nicht so ausfallen sollte, wie ich mir denke, bin ich ja nicht gebunden.

In der Zwischenzeit habe ich in dem Buch „Bestie Ich“ etwas weiter gelesen und mir ein rechtes Bild über Mexico-Land ver­schaffen können. Da muss es ja kunterbunt hergehen und auf ein Menschenleben mehr oder weniger kommt es wohl nicht an. Hoffentlich habt Ihr jetzt, nachdem für Calles ein Ersatz-Präsident bestimmt worden ist, politisch etwas Ruhe.

Vor einigen Tagen habe ich auch Deine Bilderserie über Dein neues Besitztum erhalten, die in der Tat einen Edelmanns-Be­sitz zeigen. Es ist schade, dass ich dies alles nicht einmal sehen kann. Vorerst ist es mir nicht möglich, die Zeit, die ich für eine solche Reise nötig hätte, um gleichzeitig auch meine Brüder zu besuchen, herauszubringen. Sodann würde mich die Sache doch mindestens 10 000.- RM kosten, die ich auch nicht opfern möchte. Für die Bilder vielen Dank.

Der Vater von dem jungen Werntz sagte mir dieser Tage, dass sein Sohn seit langer Zeit nicht mehr geschrieben habe. Viel­leicht mahnst Du ihn wieder einmal an seine Kindespflicht. Wenn es ihm auch gut geht, so sind die alten Leute immer beunruhigt, wenn längere Zeit keine Nachricht kommt, und die Eltern können verlangen zu wissen, wie es ihren Kindern geht.

Nunmehr habe ich heute wieder eine „Bettelei“, nicht pro domo, sondern für das hiesige Gymnasium, auf dem mein älte­ster Bub Franzel ja auch Schüler ist. Ich habe zufällig vor kurzer Zeit den neuen Studiendirektor Dr. Kesselring gespro­chen und hörte, dass infolge Verarmung des bayerischen Staa­tes, wie überhaupt aller Reichsbehörden, die Lehranstalten nicht die notwendigen Bücher für die Bibliotheken anschaffen könnten, weil der Staat hierfür keine Mittel hat. Auch im Or­chester mangelt es an Noten. Es steht nur ein altes Harmonium zur Verfügung, das schlechte Töne von sich gibt. Man erinnert sich daher Deiner früheren Stiftung als einstiger Schüler dieser Anstalt und hat durchblicken lassen, dass es sehr er­wünscht wäre, wenn Du mal wieder Deinen Beutel etwas auftun und einen entsprechenden Betrag stiften würdest. Der Oberstu­diendirektor hat Dir den letzten Jahresbericht zugeschickt, und ich glaube, Dir ruhig empfehlen zu dürfen, hier etwas zu tun, denn es findet Anerkennung und ist für Dich als alter Schüler dieser Anstalt Befriedigung.

Sodann hätte ich noch eine weitere Bitte vorzutragen, wie ich es einem Münchner Maler versprochen habe, von dem ich einige Ölgemälde besitze. Der Mann hat unter 200 Bewerbern den „Rompreis“ erhalten. Er ist 34 Jahre alt und berechtigt zu den grössten Hoffnungen. Er hatte in der Familie Pech, indem seine erste Frau im Wochenbett starb und er von der zweiten Frau erst vor Kurzem geschieden wurde. Bei der Armut in Deutschland geht es allen Künstlern sehr schlecht, weil die meisten Leute kein Geld haben, Bilder zu kaufen. Herr Ziegler malt sehr schöne Landschaften, speziell bayer. Vorgebirge, aber auch Portraits. Augenblicklich hat er Bilder in der Preislage von RM 700.-, 1000.- und 1200.- mit Rahmen, hervor­ragend in Farbe, und die Münchner Kritiker, von denen ich ei­nige Rezensionen gelesen habe, beurteilen ihn erstklassig. Wenn Du ein oder zwei Bilder haben willst, könnten dieselben direkt nach Mexico geschickt werden. Der bekannte Maler Defregger hat selbst ein Bild von ihm gekauft. Wenn Ziegler jetzt Unterstützung findet, glaubt er später „ein ganz Gros­ser“ werden zu können und mithin ist ein jetziger Kauf seiner Bilder eine gute Kapitalsanlage.

Sonst weiss ich für heute nichts Neues und so verbleibe ich mit besten Grüssen von meiner Frau und den Kindern an Dich und Deine liebe Familie,

in alter Freundschaft

Dein
A. Fröhlich

Brief an OStD Kesselring

Herrn

Oberstudiendirektor Dr. Kesselring,

Kaiserslautern

Sehr geehrter Herr Oberstudiendirektor!

Sie lassen durch meinen Franzl um die Adresse meines Freundes Reichert bitten; dieselbe ist:

Carlos  R e i c h e r t ,

mit Briefen an die Fa. Julio Albert y Cia.,

Succ., „La Gran Sedera“,

M e x i c o  D F , Apartado 146.

Ihr Hausmeister hat mir gelegentlich meines gestrigen Besu­ches bereits erwähnt, daß ein dringendes Bedürfnis für Ihre Bibliothek, evtl. auch für ein Harmonium vorliege und ich einmal wieder bei meinem Freunde Reichert, der sich als frü­herer Schüler Ihrer Anstalt, in der Kriegszeit bereits als Gönner erwiesen hatte, anklopfen sollte. Ich bin selbstver­ständlich gerne bereit, dies zu tun und möchte Sie bitten, mir ein entsprechendes Gesuch zu überlassen, das ich alsdann empfehlend weitergebe, da ich ohnedies nächster Tage meinem Freunde auf seinen letzten Brief Antwort geben muß.

Wenn Sie direkt dahin schreiben, befürchte ich, daß dies we­niger Beachtung findet, denn ich weiss, daß sehr viele Ansu­chen an ihn gestellt werden, und er zahlreiche Bettelbriefe empfängt, die meistens in den Papierkorb wandern.

Ich werde die Sache warm empfehlen und hoffe, etwas für die Anstalt herauszuholen.

Mit hochachtungsvollem Gruss

Ihr ergebener
A. Fröhlich

Brief an den OB

27. 2. 1923

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Wie Ihnen bereits am Sonntag früh avisiert, schicke ich Ihnen anbei Original- und Duplikat-Scheck über

$ 25.- (fünfundzwanzig Dollars)

auf die Equitable Trust-Company of New-York und wollen Sie diesen Betrag zur Unterstützung wirklich Bedürftiger, speziell verschämter Armen hiesiger Stadt verwenden. Es ist dies bei dem heutigen Kurse ungefähr ein Markbetrag von M 550 – 575 000.-. Der Scheck wurde mir von meinem Freund Herrn Karl  R e i c h e r t , i/Fa. Julio Albert y Cia. in Mexico auf mein spezielles Verlangen zugestellt. Herr Reichert ist aus dem Hause Ottmann & Co. hervorgegangen. Ich bitte Sie, mir den Empfang des Scheckes zu bestätigen und vielleicht eine kleine Notiz in die Zeitung zu lancieren. Ich stelle es in Ihr Belieben, einen Teil des Geldes für die Säuglingspflege zu verwenden. Es wäre mir erwünscht, wenn Sie mir ein Dank­schreiben an Herrn Reichert zugehen liessen, das ich ihm dann übermitteln werde.

A. Fröhlich